Cadet WM 2021 Riva del Garda – die Wettkampfwoche

Auch die erste reguläre Wettfahrt versprach wenig Besserung. Unsere beiden Boote verpatzten den Start und reihten sich anschließend im Mittelfeld der 58 Boote ein. Zum Ende der zweiten Kreuz wurde wegen aufziehenden Gewitters Bahnverkürzung gesetzt, das akustische Signal jedoch von den wenigsten Booten vernommen und das Schlauchboot der Wettkampfleitung legte sich so unterhalb der Layline, dass die meisten Boote schon drüber weg waren und es ignoriert haben. Schlussendlich sind ein Teil der Boote nicht durchs Ziel gefahren, der größte Teil auch danach weiter auf dem Kurs verblieben und die Jury hatte den ganzen Abend zu tun mit der Wiedereinsetzung von Booten, die im Chaos nicht erfasst wurden. So erging es auch Kiran und Max, die sich dann auf Platz 19 wiederfanden. Mahela und Inga waren zuerst am Ziel vorbeigefahren und haben nach einem kleinen Umweg doch noch die Linie als 44. überquert. Am nächsten Nachmittag sollte die Ora genutzt werden, welche jedoch nur langsam einsetzte und schwach blieb. Kiran und Max starteten perfekt und setzten sich deutlich an die Spitze des Feldes. Auf dem zweiten Vorwindkurs des Trapezes fiel der Wind zunehmend in sich zusammen, da sich in den Bergen Wolken ansammelten und die Thermik unterbanden. Die Wettfahrtleitung setzte Bahnverkürzung, wartete bis die Jungs 2 m vor dem Ziel waren und brach dann ab. Fast im selben Moment nahm der Wind wieder zu. Anschließend war verständlicherweise reichlich psychologische Aufbauarbeit notwendig. Die Wettfahrtleitung änderte auf Grund der anhaltenden Wetterlage die Strategie und ab sofort hieß es 7:30 Uhr aufs Wasser. Für uns bedeutete dies Aufstehen um 5:45 Uhr damit wir rechtzeitig um 7 bei den Booten waren. Der nächste Tag begann ganz ordentlich mit einem 10. Platz für Kiran und Max. In der folgenden Wettfahrt entschieden sie sich jedoch für die falsche Seite, verloren zudem noch etwas die Orientierung und landeten nach diesem Extremschlag auf der ersten Kreuz am Ende auf dem 27. Mit einem 8. Platz in der 5. Wettfahrt konnten sie sich dann ein wenig rehabilitieren. Bei den Mädchen lief in dieser Phase nichts zusammen. Auf Grund technischer Unzulänglichkeiten fanden sie sich zumeist am Ende des Feldes wieder. Mit einem 3. Platz gelang den Jungs gleich zu Beginn des 4. Wettkampftages ihre beste Platzierung, ebenso wie Mahela und Inga mit einem 22. Auch in der nächsten Wettfahrt sah alles nach einem erfolgreichen Abschneiden aus. Jedoch wurde die Wettfahrt, während sie mit den Argentiniern Matias Finsterbusch/Franco Barone auf dem 2. Vorwindkurs um Platz drei kämpften, abgebrochen. Einige Boote hatten sich an Tonne 1 „festgefahren“, während der Rest des zwischen Marke zwei und drei segelnden Feldes ausreichend Wind hatte. Dies zeigte auch das Dilemma der ganzen Wettfahrtserie auf. Obwohl die rechte Kursseite meistens bevorteilt war, konnte man bei dem zum Mittag nachlassenden Nordwind auch schnell rechts hängen bleiben. Den Abend nutzten wir, um gemeinsam mit dem argentinischen Team und den Ribnitzern ein wenig am Ufer des Lago di Tenno auszuspannen. Der Präsident der Cadet-Klasse „Big Alex“ hatte Rindersteaks gekauft und zum Grillen eingeladen. Der argentinische Klassenpräsident Cristian Finsterbusch demonstrierte dann, wie man mit einem einfachen Campinggrill auf südamerikanische Weise perfekte Steaks zubereitet. Am nächsten Tag blies der Pelér etwas stärker und den Jungs fehlte es an Speed um ganz vorne mithalten zu können. Ein 17. und ein 15. Platz waren das Resultat. Nach heftigen Gewittern in der folgenden Nacht schwammen Bäume und Äste in teilweise 100 m² großen Feldern auf dem Gardasee und trotz vieler Bemühungen der Wettfahrtleitung diese zu entfernen auch verbreitet im Regattakurs. Gleich in der ersten Wettfahrt versuchten Kiran und Max nach gutem Start kurz vor Tonne eins, ihren Kurs durch ein solches Holzfeld fortzusetzen. Dies misslang komplett und sie verloren gut 20 Plätze, was im Ziel mit Rang 28 quittiert wurde. Auch in der nächsten Wettfahrt gelang wenig und so reichte es nur zu Platz 21. Irgendwie machte sich das fehlende gemeinsame Training in der Vorwoche oder die nachlassende Konzentration bemerkbar und die Abstimmung zwischen den beiden bei Manövern verschlechterte sich. Bei Mahela und Inga lief es zunehmend besser. Sie fuhren nun Platzierungen zwischen 40. und 50. heraus. Den späten Nachmittag nutzten wir noch für ein wenig Sightseeing und besuchten die durchaus beeindruckenden Wasserfälle „Cascata Varone“. Für den letzten und entscheidenden Tag waren noch einmal drei Wettfahrten angesetzt. Aussicht auf den WM Titel hatten noch vier Boote aus Polen, Belarus und Argentinien. Die polnische Mannschaft Zuzanna Ostrowska/Alicja Łabanowska lagen nach den ersten 5 Tagen knapp vor den Argentiniern in Führung. Mit einem recht schwachen  Pelér wurde die erste Tageswettfahrt gestartet. Kiran und Max konnten sich ganz gut behaupten und lagen kurz vor Schluss in einer Führungsgruppe von etwa 10 Booten gleichauf mit dem Führungsduo aus Polen und Argentinien, das sich auf Vorwind unabhängig vom restlichen Feld einen Zweikampf lieferte. An Tonne 3 brach der Wind komplett zusammen, unsere Jungs wurden nach außen abgedrängt und blieben dann nahezu stehen. Mit einer leichten Brise schoben sich von hinten nun ca. 30 Boote an die Führungsgruppe heran und dieser Pulk bewegte sich dann gemeinsam bis zur letzten Bahnmarke vor dem Ziel. Die mit leichtem Abstand zum Rest des Feldes segelnden Ukrainer und Belarussen nutzten den Moment und überquerten die Ziellinie, während der Rest im Bereich der Tonne umhertrieb. Nahezu 10 Minuten standen die Boote oder trieben ziellos umher, bevor ein leichter Hauch es ermöglichte, dass sich das ein oder andere Boot in Richtung Ziellinie vorschob. Während die Argentinier Finsterbusch/Barone mit etwas Glück als 10. Finishten, kamen die polnischen Konkurrentinnen um den WM-Sieg Ostrowska/Łabanowska nur als 24. durch´s Ziel. Auch Kiran und Max „blieben hängen“ und retteten sich geradeso als 22. über die Ziellinie. Nur 35 Boote schafften es überhaupt innerhalb des Zeitlimits ins Ziel. Während die Jungs schon zweimal Pech bei einem Abbruch hatten und um sehr gute Platzierungen gebracht wurden, war die Wettfahrtleitung nun inkonsequent und brachte die Wettfahrt unter WM-unwürdigen Bedingungen zu Ende, auch mit Folgen für die Gesamtwertung. Der fehlende Wind zwang zum Warten auf das Einsetzen der während der WM sehr unzuverlässigen Ora für eine letzte entscheidende Wettfahrt. Auf Grund ihrer sehr hohen Streicher war das polnische Team nun auf einen Ausrutscher der führenden Argentinier angewiesen. Ich fuhr zwischendurch rein, um die Väter der beiden argentinischen Segler Cristian Finsterbusch und Carlos Barone für das Finale an Bord zu nehmen. Die letzte Wettfahrt lief schon, als wir am Regattafeld eintrafen. Kiran und Max erwischten den besten Start und konnten sich auf der linken Seite absetzen. Allerdings setzte der immer noch schwache Wind rechts etwas stärker ein und sie fielen zunehmend zurück. Das argentinische Team konnte sich auf der rechten Seite der Kreuz durchsetzen und rundete zuerst Bahnmarke eins. Ihren Vorsprung fuhren sie souverän nach Hause und holten sich so den WM-Titel, während die Verfolgerinnen aus Polen als Dritte nur noch den 2. Platz in der Gesamtwertung vor einem zweiten polnischen Team absichern konnten. Kiran und Max lagen schon nach der ersten Kreuz im Mittelfeld und konnten die letzte Wettfahrt nur als 28. abschließen. Insgesamt reichte es so nur für den 16. Platz, was unter den diesjährigen Bedingungen, auch wenn sie wieder das beste deutsche Team waren, schon für etwas Enttäuschung sorgte. Für Mahela und Inga endete die letzte Wettfahrt mit einem versöhnlichen 39. Platz, was in der Endabrechnung im 51. resultierte. Die Argentinier an Bord des Schlauchbootes feierten diesen zweiten WM-Titel von Kindern der Familien Finsterbusch und Barone in Folge überschwänglich. Auch für mich war es wie eine Déjà-vu, waren die beiden Väter doch auch bei der letzten WM bei mir auf dem Schlauchboot am Jubeln. Zurück an Land begann das hektische Abbauen und Verladen der Boote, wollten wir doch am nächsten Morgen recht früh in Richtung Heimat aufbrechen. Zwischendurch trafen wir uns bei sengender Hitze auf dem Sonnendach des Clubgebäudes zur dann doch ganz stimmungsvollen Siegerehrung. Vor der Kulisse des Gardasees und der umliegenden Berge betraten die Sieger und Platzierten das Podium und Matias und Franco wurden die ganzen Pokale überreicht, die sie mit viel Aufwand aus Argentinien mitgebracht hatten und nun ein weiteres Jahr behalten dürfen. Am Abend trafen sich die Kinder spontan zu einer kleinen Party am Seeufer, als Ersatz für die sonst übliche, organisierte Abschlussparty. Am nächsten Morgen um 9 Uhr machten wir uns auf den langen Rückweg. Gegen ein Uhr morgens waren wir dann endlich völlig erschöpft zu Hause. Nach der WM ist vor der WM und so schauen wir schon mit viel Freude auf 2022, wo nach bisherigem Stand Europameisterschaften  in Torquay (GB) und Weltmeisterschaften in Melbourne (AUS) geplant sind.