Güstrower Segler überrascht bei der Cadet-WM in Australien

Bereits zehn Stunden eher als seine Freunde in der Heimat begrüßte Kiran Hirthe aus Mühl Rosin vor der Skyline von Melbourne in Australien das neue Jahr. Kurz danach ging es schon ins Bett, denn am nächsten Tag standen die entscheidenden Wettfahrten bei der Cadet-WM auf der Port Phillips Bay an. Der siebzehnjährige Segler des Segelvereins Güstrow e.V. reiste allerdings schon eine Woche vor Weihnachten zusammen mit seinem vierzehnjährigen Vorschoter Marc Swientek aus Neuruppin und einem weiteren Team der Regattasegler Neuruppin sowie Gunnar Hirthe als Trainer zur 61. Internationalen Australischen Meisterschaft an, um sich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen und sich mit dem Segelrevier vertraut zu machen. Nach dreißigstündiger Anreise trafen die jungen Segler in Melbourne ein, leider ohne Gepäck. Als Unterkunft für die nächsten zwei Wochen diente ihnen und ihren Betreuern ein Wohnmobil, geparkt auf dem Gelände des ausrichtenden Royal Victorian Yacht Clubs im Vorort Williamstown. Segel und Segelbekleidung wurden von australischen Seglern geliehen und schon am nächsten Tag ging es zum Testrennen mit 57 anderen Booten aus 6 Nationen aufs Wasser. Kiran und Marc kamen mit jedem Tag besser in Fahrt und konnten nach 7 Wettfahrten einen vierten Platz mit minimalem Rückstand auf die vor ihnen liegenden Teams verbuchen. Gleich nach der Siegerehrung ging es im Wohnmobil raus aus der Stadt in Richtung Westen. Die zwei freien Tage über Weihnachten wurden genutzt, um einen kleinen Eindruck vom 5. Kontinent zu erhaschen. Bei „weihnachtlichen“ Temperaturen von über 30 Grad wurden die beeindruckenden Felsformationen und Wasserfälle der Grampians besucht, bevor es über die spektakuläre Great Ocean Road zurück nach Melbourne ging. Zur Eröffnung der WM unterzogen sich die Segler einer rituellen Rauchzeremonie der Aborigines, welche den Geist vor den anstehenden Wettkämpfen reinigen sollte. Windböen von bis zu 6 Windstärken, starke Strömung und große Wellen an den ersten beiden Tagen bedeuteten im Vergleich zum Segeln auf dem Güstrower Inselsee eine große Umstellung, so dass Kiran und Marc mit dem 10. Platz nach den ersten 5 Wettfahrten noch recht zufrieden sein konnten. Bei deutlich schwächeren Winden in den Folgetagen starteten sie eine beeindruckende Aufholjagd und arbeiteten sich, unter anderem mit zwei Wettfahrtsiegen, zwischenzeitlich bis auf den 3. Platz vor. Am Ende reichte es zum hervorragenden 4. Platz der Gesamtwertung, hinter den Weltmeistern Toby Bush/Kemmel Thorogood (GBR) und einem weiteren britischen sowie einem australischen Team. Letztmalig schnitten 1968 deutsche Segler besser bei einer Cadet-Weltmeisterschaft ab. Für Kiran war es der krönende Abschluss von mehr als vier Jahren sehr erfolgreichen Segelns in der Cadet-Klasse. Vermissen wird er die vielen Freunde die er unter den Cadet-Seglern gefunden hat, ob nun in Argentinien, England, Australien oder zu Hause in Deutschland.  Bedanken möchte sich Kiran bei den vielen Unterstützern aus Güstrow und Umgebung, welche seine Teilnahme an der WM überhaupt erst ermöglicht haben. Bevor er im Frühjahr in eine neue Bootsklasse umsteigt, richtet sich sein Fokus nun erstmal auf den bestmöglichen Abschluss seines Abiturs.

von Gunnar Hirthe