Cadet WM 2019 – die erste Woche
Mit Jara Hirthe/Mahela Steinhöfel und Kiran Hirthe/Balder Henke konnten gleich zwei Teams unseres Vereins an der Cadet Weltmeisterschaft im polnischen Krynica Morska teilnehmen. Betreut wurden sie in den 14 Tagen von Gunnar und Christiane Hirthe. Zum Glück konnten wir für die Fahrt nach Polen Christophs Bus nutzen und hatten so genug Stauraum für den riesigen Berg an Equipment, den man bei solch einem Ereignis mit sich schleppt. Nach fast 12 stündiger Fahrt kamen wir am 21.07. abends ziemlich fertig am WM-Hafen an. Trotzdem wurden noch schnell die Boote aufgebaut und das Schlauchboot geslippt, denn schon am nächsten Morgen sollte das Training beginnen. Das Programm für die zwei Wochen war reichlich vollgepackt. So standen nur die ersten drei Tage für das Training zur Verfügung. Vom 4. bis zum 6. Tag war die „Internationale Polnische Meisterschaft“ angesetzt, danach sollte die WM mit Vermessung der Boote, dem „Practice Race“ und der offiziellen Eröffnung starten. Nach der Ankunft im Hafen konnten wir unsere Unterkunft beziehen. Eine kleine, sehr preisgünstige, aber bequeme Holzhütte in einer neu erbauten Ferienhausanlage. Krynica Morska liegt auf der Frischen Nehrung zwischen der Ostsee im Norden und dem Frischen Haff im Süden und nur 10 km von der russischen Grenze entfernt. Insbesondere am Wochenende präsentierte es sich uns als ein hoffnungslos überlaufener Ferienort, mit einem Imbiss und Trödelladen am anderen. Zum Hafen hinunter waren es zwar nur 800 m, aber die musste man sich durch die Menschenmassen kämpfen. Ähnlich voll und daher wenig verlockend war der nur 300 m von unserer Unterkunft entfernt liegende Ostseestrand. Nach dem ersten Abend haben wir uns nur noch einmal dorthin verlaufen. Meist waren wir nach einem ganzen Tag auf dem Wasser viel zu fertig für weitere Aktivitäten. So richtig heißes Strandwetter hatten wir zum Glück nur an wenigen Tagen, viel mehr als 20 °C waren in der Holzhütte auch nicht auszuhalten.
Die drei Tage Training und die folgenden anderthalb Wochen waren für die Kinder, aber auch für mich als Trainer eine lehrreiche Zeit. Da das deutsche Team die beiden teilnehmenden argentinischen Mannschaften materiell unterstützte, hat sich der argentinische Trainer und Vater der beiden Steuerleute, Cristian Finsterbusch bereit erklärt, unser Training zu unterstützen. Die Argentinier sind momentan von einer Wirtschaftskrise gebeutelt und konnten, obwohl sie letztes Jahr die ersten beiden Plätze bei der WM belegten, aus finanziellen Gründen nur mit zwei Booten teilnehmen und das auch nur dank der deutschen Unterstützung. Von der Cadet-Klassenvereinigung wurden Cristian und ich als Trainer des deutsch-argentinischen WM-Teams, insgesamt 9 Mannschaften, berufen. Cristian hat im Training, aber auch immer vor den Wettfahrten bei den deutschen WM-Teilnehmern insbesondere an der Geschwindigkeit auf der Kreuz gearbeitet. So wurde viel an der Sitzposition, der Segelstellung und dem Bewegungsablauf verändert, um das Boot immer wieder zu beschleunigen und dann die optimale Geschwindigkeit lange zu halten. Dem Umgang mit der unangenehmen Welle auf dem Haff kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Kinder haben eine Menge von Cristian lernen können und das Feedback war äußerst positiv. Leider hatten wir in den drei Trainingstagen nur wenig Wind, so dass wir vor der WM nur bei Leichtwetterbedingungen arbeiten konnten.
Am ersten Tag der Polnischen Meisterschaften hatten wir ähnliche Bedingungen. Ansonsten wurde es zu einer echten Herausforderung. Denn da die schon angereisten Teilnehmer beide Events, der Cadet-Weltmeisterschaft und der Promotion, gemeinsam an den Start gingen, bestand das Feld aus 113 Booten. Entsprechend lang war die Startlinie, so dass schon in der Mitte die akustischen Signale und an der Boje auch die Flaggen nicht mehr wahrzunehmen waren. In den drei Wettfahrten des ersten Tages kam der Vorjahreszweite Julian Finsterbusch mit Vorschoter Franco Barone aus Argentinien am besten zurecht. Aus der Mitte heraus startend konnte er seine überlegene Geschwindigkeit nutzen, um sich kurz nach dem Start über das Feld zu legen. So sprangen zwei Siege und ein zweiter Platz heraus. Dagegen kamen die Sieger der Dutch Youth Regatta und Vorjahresvierten Thibaud Dirix/Thomas Winand aus Belgien nicht wirklich zurecht und fuhren am ersten Tag schon 35 Punkte ein. Mit nur einem Punkt Rückstand an zweiter Stelle liegend machte die russische Crew Kristina Vasiljeva/Elena Eliasina auf sich aufmerksam. Als bestes deutsches Team mit 45 Punkten nach drei Wettfahrten und dabei einem 4. Platz in der dritten Wettfahrt konnten Kiran und Balder bis dahin sehr zufrieden sein. Zweitbeste Deutsche waren Jara und Mahela, hatten dabei aber schon 98 Punkte gesammelt. An den nächsten beiden Tagen mussten unsere Kinder mit völlig gegensätzlichen Bedingungen kämpfen: starker Wind und hohe, kurze Wellen brachten die leichten Mannschaften schnell an ihre Grenzen. Kiran und Balder mussten nach Kenterung sogar eine Wettfahrt aufgeben und waren froh, als die Wettfahrtserie überstanden war. Nicht viel besser erging es den beiden Mädchen. Am Ende fanden sich die Jungs auf Platz 32, Jara und Mahela auf 37 wieder. 30. und damit bestes deutsches Team wurden die Ribnitzer Franz Erpenbeck und Charlotte Meyer, denen der starke Wind deutlich entgegen kam. Mit dem stärkeren Wind zeigte auch das Team Dirix/Winand, dass unter diesen Bedingungen mit ihnen auch bei der WM zu rechnen ist. Am Ende holten sie sich mit 2 Punkten Vorsprung auf das zweitgelegene britische Boot und 3 Punkten auf Finsterbusch/Barone den Gesamtsieg. Dabei profitierten sie von einer Startdisqualifkation unter Black Flag sowie einer verunglückten letzten Wettfahrt des argentinischen Duos.
http://cadet2019.com/wp-content/uploads/2019/07/Mistrzostwa-PSKC-oficjalne-wyniki.pdf
Bevor es in die heiße Phase der WM ging, wurden am Sonntag die Boote und Ausrüstung vermessen. Die Wartezeit bis dahin nutzten wir für ein kurzes Theorietraining und zum Polieren der Bootsrümpfe.
Fortsetzung folgt…